STAY IN BALANCE Magazin: Die heilsame Kraft der Stille
Die heilsame Kraft der Stille / STAY IN BALANCE Magazin 13 / Herausgeberin drnadinewebering.com
Einatmen, und – Pause! In unserem Alltag kommen echte Pausen, das Ausatmen und Loslassen oft zu kurz. Lernen wir die Stille und das Nichtstun in unser Leben zu integrieren, so belohnen wir uns selbst mit neuer Kraft, Kreativität, Gesundheit und Wohlbefinden. Und navigieren nachhaltig erfolgreicher durch den hektischen Alltag.
Stress sei die größte Gesundheitsfalle des 21. Jahrhunderts, so warnt zumindest die World Health Organization (WHO) seit mehr als zehn Jahren. Es stimmt auch, viele Krankheiten entstehen nachweislich durch innere Unruhe und Stress. Deswegen sollten wir alle genau hier die Chance erkennen und die darin liegende Kraft für eine Veränderung einsetzen. Erkennen wir die innere Hektik als Frühwarnzeichen an, können wir ein Umdenken einleiten und uns ein „anderes“ Handeln erlauben oder aneignen. Außerdem, wer kennt es nicht? In Schulzeit und Berufsleben sind wir oft auf Leistung, Durchhaltevermögen und Belastbarkeit getrimmt worden. Viele Unternehmen verfolgen hartnäckig immer neue Wachstumsziele, und geben das Motto auch an die Mitarbeiter weiter: „Höher, schneller, weiter – wer bremst, verliert.“ Für den Einzelnen ist dieser Weg oft eine Einbahnstraße, bis ein Körperteil streikt, der Kopf voll ist und nichts mehr geht.
Dabei sind Pausen im Alltag nicht nur Balsam für die Seele, sondern steigern auch unsere geistige Leistungsfähigkeit und sind eine absolute Notwendigkeit, um unsere körperliche Gesundheit sowie das Streben nach Wirksamkeit im Außen in Balance zu halten.
Unser Gehirn besteht aus 100 Milliarden Neuronen, bewältigt bis zu 60.000 Gedanken pro Tag und verarbeitet pro Sekunde 50 Erfahrungen. Ein Viertel der vom Körper verbrauchten Energie konsumiert allein das Gehirn.
Unser Gehirn liebt die Pause
Wenn wir etwas Neues lernen – zum Beispiel ein Musikinstrument – werden wir nicht durch stundenlanges Spielen besser, sondern in den Pausen zwischen den Übungsabläufen. Während dieser Zeit laufen im Gehirn die gleichen Aktivitätsmuster ab wie während des Übens – allerdings dreimal so häufig und in 20-facher Geschwindigkeit. Das haben ForscherInnen der US-amerikanischen National Institutes of Health herausgefunden, berichtet das Fachmagazin „Cell Reports“.
Aus „Übung macht den Meister“ wird „Pause macht den Meister“. Wer nichts tut, befördert sein Gehirn in den Default-Modus. Dort werden die bisherigen Erfahrungen miteinander verknüpft, eingeordnet, abgespeichert und gefestigt. Das Gehirn lädt gewissermaßen seine Batterie auf, tankt Sprit nach und bringt sein eigenes System wieder auf Vordermann. Dieses Muster gilt für unseren gesamten Arbeitsalltag: Wer öfter Pausen einlegt, kann sich besser konzentrieren und seine Gedächtnisleistung steigern, bessere Ideen abliefern und in einer kürzeren Zeitspanne mehr schaffen. Langfristig wirkt sich das auf unser Wohlbefinden aus. Wer sich die Zeit nimmt, um entspannt an seine Ziele heranzugehen, kommt dem oft zitierten inneren Frieden und dem Spaß am beruflichen Tun ein Stück weit näher.
Die Kunst der Stille
Doch wie gestaltet sich eine wirksame Pause? Am besten so still und zurückgezogen wie möglich, damit sich das Gehirn tatsächlich erholen kann. Es geht darum, NICHTS zu tun. Das Plaudern mit der Kollegin beim Kaffeeautomaten ist nicht der richtige Weg, um unsere Konzentration zu fördern und besser zu performen. Genauso wenig das Tippen auf dem Smartphone, Nachrichten lesen oder Musik hören. Stattdessen führt echte Stille, zum Beispiel in Form einer täglichen kurzen Meditation, schon nach zwei Wochen regelmäßiger Anwendung zum gewünschten Erfolg. Nach 14 Tagen Stilletraining verfügen wir über ein besseres Arbeitsgedächtnis, können den Fokus besser halten und unsere Gedanken schweifen weniger leicht ab. Gern kann auch mit einer Anleitung begonnen werden: Hier sind 8 verschiedene Meditationen und Atemübungen in einem Audio-Packet verfügbar, das einen guten Einstieg in die Welt der Pausen erlaubt. HIER KLICKEN
Zugleich fördert die Stille unsere Kreativität. Wie oft haben wir schon erlebt, wie sich Entspannung auf unser Gehirn auswirkt: Wenn uns die besten Ideen plötzlich unter der Dusche einschießen, abends vor dem Einschlafen oder morgens vor dem aktiven Start in den Tag aufblitzen. Diese kreativen Flashs können wir auch bewusst herbeiführen: Indem wir in die Stille gehen, kurbeln wir automatisch unsere Kreativität an und gehen mit frischen Ideen ins nächste Meeting.
Von 1.000 auf Null?
Einige der erfolgreichsten Menschen nutzen die Kraft der Meditation regelmäßig für sich – und schaffen damit die ideale Basis, um in Ruhe wichtige Entscheidungen zu treffen. Doch wie schafft man es, aus dem gerade in unserer digitalisierten Welt immer schnelleren Hamsterrad auszubrechen und von Höchstgeschwindigkeit in die Stille abzubremsen – von Tausend auf Null in wenigen Sekunden? Fest steht: Stille will gelernt sein. Denn durch die permanente Beschleunigung haben wir es verlernt, einfach einmal gar nichts zu tun.
In immer mehr Unternehmen wird der Wert der Stille als notwendiger Bestandteil eines gesunden Arbeitsalltags erkannt und den Mitarbeitern in strukturierter Form nähergebracht. Denn der Weg in die Stille erfordert nicht nur Übung, sondern auch Mut: Bei den ersten Versuchen können 15 Minuten absolute Stille den Stresslevel zunächst sogar erhöhen. Das Ausblenden von allem, was im Außen geschieht, bringt den innerlichen Wirrwarr sichtbar an die Oberfläche – und das kann für uns ganz schön anstrengend werden. Deshalb ist es hilfreich, anfangs auf professionelle Anleitung durch einen Meditations- oder Achtsamkeitstrainer zu vertrauen. Mit uns selbst in Kontakt zu kommen, gelingt im geschützten Rahmen einfach, sicher und wirkungsvoll.
Den Stress ausatmen
Doch auch allein können wir uns den ersten Schritt weg von der Hastigkeit trauen. Als Einstieg in die Stille eignen sich einfache Atemübungen wie die Atemdehnung, frei verfügbar hier auf YouTube. Ein ruhigeres Atmen entspannt das Nervensystem, beruhigt unsere Gedanken und hilft wieder in unsere Mitte zu gelangen. Sodass wir uns den wesentlichen Dingen mit mehr Energie zuwenden können: Weniger jammern, stattdessen als positives Vorbild durch die Welt gehen. Echte Pausen und Stille aushalten können. Motiviert und präsent aus einer neuen Quelle der Kreativität schöpfen.
Wer die Stille meistert, lernt sich selbst viel besser kennen, gewinnt Kraft, Ruhe und Leichtigkeit. Und mit ein bisschen Übung läuft das Leben wieder glatt und wie am Schnürchen. Ganz nach dem Sprichwort: „Dein Leben wird ein Meisterwerk, wenn du es lernst, die Stille zu meistern.“ Oder in Englisch:
„Your life becomes a masterpiece when you learn to master piece.”