Wie gute Gefühle unsere Gesundheit fördern und welche positive Emotion Entzündungen lindert
Es gib eine enge und direkte Verbindung zwischen Emotionen und Gesundheit. Insbesondere ist unser Nervensystem eng mit dem Immunsystem verzahnt. Langzeitstudien aus den USA zum Beispiel in Form der Nurse-Studies an Krankenschwestern belegen: Glaube und Spiritualität verlängern unser Leben – der Unterschied ist dabei je nach Studie etwa so groß wie zwischen einem starken Raucher und einem Nichtraucher.
Mich fasziniert der Zusammenhang von Gehirn und Gesundheit nicht nur akademisch, sondern aufgrund meiner persönlichen Geschichte. Mein Hintergrund ist die Neurobiologie. Früher habe ich Gehirne seziert. Als ich zur Führungskraft befördert wurde, plötzlich mit drei Jobs dastand und nur noch im Dauerstress funktionierte, hat plötzlich ein Tinnitus gefühlt mein eigenes Hirn zerstückelt.
Ich habe ein spezielles Mentaltraining konzipiert und an mir selbst optimiert. Der Ton ging weg – das Staunen blieb. Mit Neurowissenschaft die Superkräfte des Gehirns zu erschließen, wurde meine Berufung. Aktuell arbeite ich intensiv mit der Selbsthilfegruppe Kopfweh zusammen – mit dem Schwerpunkt mentale Techniken bei Migräne.
Neue Erkenntnisse aus der Neurobiologie der Emotionen
Unser Gehirn beeinflusst massiv unsere Gesundheit. Aber wie? Licht ins Dunkel bringen Erkenntnisse aus der Emotionsforschung, die ich in meinem neuen Buch „Gute Gefühle“ vorstelle.
Insgesamt zehn gute Gefühle wurden wissenschaftlich gut erforscht – und sind nachweislich nicht nur zum Gutfühlen da, sondern beeinflussen unsere mentale wie körperliche Gesundheit. So erweitern sie unseren Fokus, fördern unsere Kreativität und bringen uns in eine gute Stimmung. Wir machen mehr positive Erfahrungen, die wiederum auf unsere Psyche und Persönlichkeit zurückwirken – eine Aufwärtsspirale kommt in Gang.
Diese Emotion ist wie Medizin
Ein gutes Gefühl ist dabei besonders spannend auch für unseren körperlichen Gesundheitszustand: die Ehrfurcht. Dieses Gefühl überkommt uns immer dann, wenn wir wahrhaft staunen dürfen. Zum Beispiel über eine imposante Naturkulisse, den Sternenhimmel, ein beeindruckendes Kunstwerk – oder aber, wenn wir uns in spirituelle Themen vertiefen.
Ein Forscherteam rund um den US-Psychologen Dacher Keltner vom Greater Good Institute in Kalifornien zeigt: Das Gefühl von Ehrfurcht steht in Zusammenhang mit sogenannten proinflammatorischen Zytokinen, insbesondere Interleukin-6. Dabei handelt es sich um Signalmoleküle, die Entzündungsreaktionen im Körper anwerfen. Je mehr Ehrfurcht Menschen erleben, umso niedriger ist der Spiegel an Interleukin-6 im Blut.
Während akute Entzündungen Teil der Regeneration sind, haben chronische Entzündungen dramatische Folgen. Sie wirken wie ein Dauerfeuer im Körper. Das Immunsystem ist dauerhaft „überdreht” und neigt zu überschießenden Reaktionen, was an verschiedenen Orten zu Schäden führen kann. Viele chronische Erkrankungen stehen in Verbindung mit Entzündungen: Asthma, Rheuma, Schuppenflechte, Morbus Crohn oder Depression beispielsweise.
Ehrfurcht hat förmlich eine löschende Wirkung auf dieses Dauerfeuer. Die klinische Bedeutung dieses Effekts muss noch genauer untersucht werden. Aber: Wenn es uns gelingt, mehr Staunen in unseren Alltag zu bringen, fördern wir unsere Gesundheit. Wir brauchen dieses Gefühl weder dauerhaft noch besonders intensiv erleben. Die Neurowissenschaft zeigt: Entscheidend ist die Häufigkeit von guten Emotionen.
Trainiere Dein Gehirn auf Ehrfurcht
Frage Dich also: Was versetzt Dich ins Staunen? Berge, Seen oder Wald? Kannst Du am Sternenhimmel etwas Größeres erkennen als unser irdisches Leben? Welches Museum würdest Du gerne mal besuchen und wie kann eine geführte Besichtigung Dir die Schönheit der Kunst näherbringen? Welche Gebäude findest Du imposant – Hochhäuser, Bauernhöfe oder Kirchen? Glaubst Du an einen höheren Sinn? Könnte Dir Meditation eine Art Verbundenheit mit der Welt näherbringen?
Probiere doch gerne diese Anregungen aus und finde für Dich heraus, wie Du mehr Staunen in Dein Leben bringst. Aber auch andere positive Emotionen. Für mich gehören gute Gefühle zu einem gesunden Lebensstil – genauso wie eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung.
Der Autor
DR. MARCUS TÄUBER
Neurobiologe, Autor und Mentalcoach

Foto: feelimage/Matern
Er ist Neurobiologe, Autor und Mentalcoach. Seine Mission: Das mächtigste Werkzeug der Welt zu erschließen – unser Gehirn. Er zeigt seinen KlientInnen auf, wo im Hirn der Hebel für Transformation sitzt und wie Du ihn nutzt, um
- positive Emotionen zu fördern und mentale Gesundheit zu stärken
- gezielte Veränderung im Denken, Fühlen und Tun zu bewirken
- Produktivität und Leistungsfähigkeit zu steigern.