Die Bedeutung von Qualität im Coaching
Coaching ist nicht gleich Coaching. Es gibt wie bei allen anderen Berufen große Qualitätsunterschiede. Nicht jedes Online-Programm ist zu verteufeln und nicht jedes 1:1 Coaching ist in den Himmel zu loben. Doch wie kannst Du feststellen, ob die Qualität auch wirklich gut ist? Wenn Du das wissen möchtest, lies gerne weiter.
Das erwartet Dich in diesem Artikel:
Warum die Qualität im Coaching aktuell so ein großes Thema ist
Jan Böhmermann hat sich in einer Folge des „ZDF Magazin Royale“ der Schattenseite des Coachings gewidmet. Der deutsche Satiriker beschreibt und persifliert, neben vielem anderen, das „skalierbare Life-Coaching“ und die Coaching-Massenabfertigung. Kurz gesagt bedeutet das: Online-Gruppenprogramme zu sehr hohen Preisen – begleitet durch Videos und wenig Präsenz des Coaches/der Coachin.
Folgende Aussagen kursieren (unter anderem deswegen) aktuell im deutschsprachigen Raum:
- „Coaching ist absoluter Blödsinn.“
- „Coaches gibt es wie Sand am Meer.“
- „JedeR mit einer zweitägigen Ausbildung will schon auf die Leute losgehen.“
Damit wird eine gesamte Branche aufs Korn genommen, doch vielleicht ist genau das notwendig, um eine breite Qualitätssteigerung zu erreichen. Coaching ist in aller Munde: Es kann vieles, sehr vieles bewirken – doch zaubern kann es nicht. Coaching wird beispielsweise schon seit langem erfolgreich im Sportbereich eingesetzt. Hier wird jeder Sportler bzw. jede Sportlerin durch ein individuelles Coaching begleitet. Für die persönliche Weiterentwicklung und Verbesserung der Lebenszufriedenheit ist Coaching eine wertvolle Methode. Ein Coaching kann aber auch noch viele weitere Themen beinhalten. Es gibt also ein großes Angebot zu unterschiedlichsten Fragestellungen.
Und es braucht diese Bandbreite im Coaching wie die Auswahl an Obst- und Gemüseständen. Da dürfen wir auch zugreifen und aussuchen, was uns schmeckt. Ausschlaggebend ist die Qualität. Doch wer stellt die Qualität eines Coachings sicher? Im ersten Schritt wollen wir uns anschauen, was Coaching eigentlich ist.
Was ist Coaching überhaupt?
Coaching ist die Unterstützung von Personen für die persönliche Veränderung und Weiterentwicklung im privaten und beruflichen Kontext. Coaching ist zeitlich begrenzt sowie lösungs- und ressourcenorientiert. Coaching ist maßgeschneidert und abgestimmt auf die KlientInnen. Die Antwort liegt zumeist in uns selbst. Die Kunst besteht darin, die richtigen Fragen zu stellen. Das Coaching bietet zudem die Möglichkeit, KlientInnen bei der Umsetzung von neuem Wissen (erlangt beispielsweise durch Trainings) und bei individuellen Veränderungsprozessen zu unterstützen.
Coaching hat seinen Ursprung in der Begleitung von Führungskräften und SportlerInnen. Mittlerweile gibt es verschiedenste Bereiche wie Gründungs-Coachings, Change-Coachings etc. Coaching ist eine sehr hilfreiche Möglichkeit, um…
- Klarheit zu finden, was Du wirklich willst,
- eigene Träume (wieder) zu entdecken,
- Deine Leidenschaft zu erkennen,
- Dein Selbstvertrauen und Deinen Selbstwert zu stärken,
- mehr Freude im Arbeitsleben zu haben,
- Deine Vision zu finden und zu formulieren,
- den individuellen Sinn für Dein Arbeitsleben zu erkennen,
- Mut aufzubauen,
- neue Perspektiven zu eröffnen,
- in Deine Life Balance zu kommen,
- Entscheidungen zu treffen,
- Deine Vorhaben erfolgreich umzusetzen,
- neue Kompetenzen zu entwickeln und zu entfalten,
- Dich auf ein wichtiges Gespräch vorzubereiten,
- Blockaden und Konflikte zu lösen,
- den nächsten großen Schritt mit Unterstützung zu gehen.
Coaching ist vor allem dann fruchtbar, wenn KlientInnen auch ein eigenes Interesse daran haben. Um mit dem Bild vom Obst- und Gemüsestand zu sprechen: Wenn Du kein Obst oder Gemüse magst, wirst Du es auch nicht essen wollen. Coaching sollte also intrinsisch motiviert sein und nicht von einer Führungskraft oder von Familienangehörigen verordnet werden.
Wenn nun eine Person bereit ist für ein Coaching und sich auf dem Markt umschaut, wird sie viele verschiedene Coaches entdecken. Wichtig ist, für sich selbst das Anliegen klar formuliert zu haben (es darf sich natürlich im Nachhinein noch ändern oder weiterentwickeln). Nun geht es darum, festzustellen, was wir vom Coaching-Markt erwarten können.
Wer darf sich CoachIn nennen?
In Österreich unterliegt Coaching der Gewerbeordnung. Eine selbständige Ausübung ist nur in den Berufsbildern Unternehmensberatung sowie Lebens- und Sozialberatung möglich. Beide sind sogenannte reglementierte Gewerbe und für eine Anmeldung wird ein Befähigungsnachweis benötigt. Verstöße gegen die Gewerbeordnung können angezeigt werden und ziehen Verwaltungsstrafen nach sich.
Tipp: Auf der Webseite im Impressum muss das Gewerbe angegeben sein.
In der Schweiz und in Deutschland ist der Coaching-Begriff nicht geschützt. Das heißt: Jede Person darf sich zum Beispiel Life CoachIn oder Business CoachIn nennen – unabhängig von Wissen, Ausbildung und Erfahrung. Hier gilt es, besonderes Augenmerk auf die Ausbildung der Person zu legen. Schau Dir dazu gerne mal die Checkliste für einen guten Coach/eine gute Coachin an.
Blicken wir noch einmal auf den Obst- und Gemüsemarkt und stellen uns diesen in Österreich vor. So liegen hier vor allem Obst und Gemüse – falls nicht, kann dies zur Anzeige gebracht werden. In Deutschland und der Schweiz können auf dem Markt auch Nahrungsergänzungsmittel, Fleisch und Fisch, Getränke und vieles mehr angeboten werden. Hier ist es die Aufgabe der Klient:innen, genau auf die Qualität zu schauen. Umso wichtiger ist es zu wissen, wo die Grenzen des Coachings liegen.
Was sind die Grenzen des Coachings?
Coaching ist kein Ersatz für eine medizinische Behandlung oder Psychotherapie. Im Gegensatz zur Psychotherapie richtet sich Coaching an Personen ohne klinische Diagnose wie z. B. Depressionen oder Psychosen. Coaching blickt in die Gegenwart und vor allem in die Zukunft. Mit den Klient:innen wird zu Beginn der Auftrag festgelegt.
Unterschied zwischen Training, Mentoring und Beratung
Training: Ein Training dient der Wissensvermittlung sowohl mit fachlichen als auch mit sozialen Kompetenzen. In Österreich darf jede Person Trainings halten, unabhängig von Wissen, Erfahrung und Ausbildung. Online-Programme in Gruppen dürfen demnach auch ohne Gewerbe durchgeführt werden. Sobald eine 1:1 Zusammenarbeit angestrebt wird, ist ein Gewerbe verpflichtend.
Tipp: Achte genau auf die Inhalte sowie die Begleitung und setze sie ins Verhältnis zum Preis.
Mentoring: Ein Mentoring ist eine meist kostenlose Unterstützung durch eine erfahrene Fach- oder Führungskraft. Zumeist ist diese Person älter und reich an Erfahrungen. Beim Mentoring erhältst Du Tipps und Anregungen. Es wird 1:1 durchgeführt. Hier empfiehlt es sich, Personen anzusprechen, die Du bereits kennst und die Dich begeistern.
Tipp: Sei vorsichtig, wenn Du ein Mentoring mit einem Stundensatz angeboten bekommst.
Beratung: In der Beratung wird die Situation analysiert und es werden danach konkrete Vorschläge für Dich erarbeitet. Im Coaching sind Ratschläge verpönt. Hier sollen KlientInnen dazu ermächtigt werden, die eigene stimmige Lösung zu finden. Der Begriff „Beratung“ ist gewerblich der Lebens- und Sozialberatung sowie der Unternehmensberatung zugeschrieben. Viele Institutionen bieten auch Beratungen für Einzelpersonen an.
Tipp: Insbesondere bei Entscheidungsfindungen im Hinblick auf Berufsthemen ist ein Coaching zu empfehlen. Beratungsstellen sind hilfreich bei sozialen Themen, die beispielsweise die Familie betreffen.
Welches Coaching-Format hat die beste Qualität?
Anhand des Formats ist die Qualität nicht zu beurteilen. Sowohl ein Gruppensetting als auch ein Einzelsetting kann für Dich sinnvoll und unterstützend sein. Es ist wirklich davon abhängig, was Du konkret brauchst.
Folgende Möglichkeiten stehen meist zur Auswahl:
- 1:1 Coaching
- Gruppencoaching mit Einzelbegleitung
- Online-Video-Kurs mit Übungen
- Mehrtätige Workshops
Stimmen aus der Community:
In diesem Zusammenhang habe ich eine von mir sehr geschätzte Kolleginnen gefragt, für diesen Artikel ein weiteres Coaching-Format vorzustellen:
„Eine besondere Form des Coachings im Unternehmenskontext ist das Teamcoaching.Im Gegensatz zum Gruppencoaching, wo mehr oder weniger unabhängig voneinander agierende Personen zu einem Thema zusammenkommen, handelt es sich bei einem Teamcoaching um die Begleitung eines „Teamsystems“ mit seinen ganz eigenen Dynamiken, formalen und informalen Strukturen, Persönlichkeiten und Themen. Zusätzlich sind diese Teams in der Regel in einem bestehenden Unternehmen eingebettet. Ein Team zu coachen, bedeutet eine höhere Komplexität in der Anliegen- und Beziehungsstruktur und eine differenziertere Arbeit, um auch eine tatsächliche und vor allem nachhaltige Veränderung herbeiführen zu können. Seriöse Coaches werden deshalb immer auf die spezielle Situation des Teams eingehen.“
Zwei weitere wunderbare Kolleginnen teilen hier ihre Gedanken zum Coaching:
„Als Coaches versuchen wir, Fragen so zu stellen, dass unsere Coachees auf neue Gedankenwege kommen. Ich sehe sofort am Gesichtsausdruck der/des Coachee, wenn ich das geschafft habe! Gemeint ist damit dieser kurze Moment, wenn wir verblüfft sind, weil wir ein Thema aus dieser Perspektive noch nicht gesehen haben und es etwas Neues darin zu entdecken gibt.“
„Im Kopf ist mir längst klar, was ich tun muss, aber ich bekomme es immer wieder nicht hin. – Solche und ähnliche Sätze höre ich oft und sage sie manchmal auch selbst. Wir verfügen zwar über die erforderlichen Einsichten, aber es gelingt uns nicht, unsere Vorsätze in die Tat umzusetzen. Ein altbekanntes Phänomen, das man heute auch gern als „Knowing-Doing-Gap“ bezeichnet – als die Kluft zwischen Wissen und Tun.“
Inhalt und Format:
Meine Kolleginnen und ich sind uns des Weiteren einig, dass Versprechungen wie „reich werden in xx Tagen“ oder „Du brauchst nie wieder arbeiten“ definitiv nicht seriös sind und Du sie getrost außer Acht lassen kannst. Angebote mit dem Fokus auf Lebensgestaltung und Persönlichkeitsentwicklung sind auf jeden Fall vorzuziehen.
Überlege Dir auch ganz klar, ob Du lieber alleine in einem vertrauten und intimen Setting an Deiner aktuellen Lebenssituation arbeiten möchtest oder doch lieber in einer Gruppe. Beides hat seine Vor- und Nachteile.

Für welches Coaching-Format Du Dich auch entscheidest – lerne den Coach/die Coachin unbedingt davor durch ein persönliches Gespräch in einem Online- oder Offline-Setting kennen. So kannst Du erkennen, ob Dir diese Person auch sympathisch ist. Neben der Qualifikation ist die Sympathie entscheidend für eine wirkungsvolle Zusammenarbeit, denn ohne Sympathie gibt es kein Vertrauen. Und Vertrauen ist die Basis eines erfolgreichen Coachings.
Die Autorin
MARIE MEYER-MARKTL
Business und Karriere Coachin bei Fulfilment at Work

Fotos: © Andrea Zehetner
Strahle, wenn du an deine Arbeit denkst. Marie Meyer-Marktl unterstützt mit Coachings individuelle Lösungen für ein erfülltes & erfolgreiches Arbeitsleben zu finden. Als ehemalige Finanzleiterin (CFO) und Prokuristin jonglierte sie die Welt der Zahlen. Sie war mehrere Jahre in Wien, Berlin und Hamburg tätig. Mit ihren Coachings finden Menschen Klarheit, was sie wirklich vom Arbeitsleben wollen und auch wie sie das dann erfolgreich umsetzen können. Mit ihrem Unternehmen fulfilment at work hat sie bereits über 1.600 Coaching Stunden erfolgreich durchgeführt.